Thema Partizipation

(inklusive Empowerment und politische Bildung)

… aus Sicht des Bundeskanzleramts – Sektion Familie und Jugend (BKA)

Eine demokratische Gesellschaft lebt vom Interesse der Bürgerinnen und Bürger. Dies bedeutet nicht nur die Teilnahme an Wahlen, sondern auch die Beteiligung an politischen Diskursen und Entscheidungsprozessen. Jugendarbeit ist dabei einerseits Lernplattform, wenn jungen Menschen die Möglichkeit geboten wird, bei Angeboten der Jugendarbeit mitzuentscheiden bzw. diese auch mit zu entwickeln.

Jugendarbeit vermittelt darüber hinaus Wissen über Beteiligung und über politische Strukturen (Politische Bildung). Nicht zuletzt ist Jugendarbeit auch Lobby für junge Menschen in dem sie die Beteiligung von jungen Menschen in politischen Entscheidungsprozessen unterstützt und EntscheidungsträgerInnen mit ihrer Expertise berät.

Good Practice-Beispiele

Nationale Arbeitsgruppe Jugenddialog und Jugendbeteiligung

Aufgabe der Nationalen Arbeitsgruppe ist die Umsetzung des EU-Jugenddialogs in Österreich, Qualitätskriterien für Jugendbeteiligung österreichweit zu definieren, den Austausch über Good Practice anzuregen sowie Handlungsempfehlungen und Weiterbildungsangebote zu entwickeln.

Österreichische Jugendkonferenz

In Zusammenarbeit mit der Koordinierungsstelle Jugenddialog (Bundesjugendvertretung), den Landesjugendreferaten und dem Bundeskanzleramt findet jährlich die Österreichische Jugendkonferenz statt. Junge Menschen aus allen Bundesländern sowie Südtirol diskutieren über die Umsetzung der Youth Goals in ihrer Region. Highlight der Jugendkonferenz ist der direkte Dialog zwischen den Jugendlichen und den für Jugendpolitik zuständigen Landesrätinnen und Landesräten.

… aus Sicht der verbandlichen Jugendarbeit

Kinder- und Jugendorganisationen verstehen sich als gesellschaftlicher Gestaltungsraum und Lernort für Demokratie. Junge Menschen sollen ihre Talente entdecken und entfalten können und Selbstwirksamkeit erleben.

Verbandliche Kinder- und Jugendorganisationen leisten mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zur demokratiepolitischen Bildung und zur Stärkung von Demokratiebewusstsein. Junge Menschen haben durch Angebote der verbandlichen Kinder- und Jugendorganisationen die Möglichkeit, Demokratie zu erfahren und zu gestalten.

Good Practice-Beispiel

Kinderrepublik

Jugendliche sitzen und liegen auf der Wiese, spielen Gitarre, dahinter ZelteBeteiligung von Kindern und Jugendlichen ist für viele Kinder- und Jugendorganisationen ein Schlüssel zu deren Empowerment. Ein konkretes Beispiel ist etwa die Kinderrepublik im Zuge von Zeltlagern der Kinderfreunde Österreich.

… aus Sicht der Interessenvertretung (BJV)

Beteiligung von Kindern und Jugendlichen ist stets das Grundanliegen der Bundesjugendvertretung (BJV). Junge Menschen zu beteiligen bedeutet, dass sie bei Entscheidungen, die sie betreffen, mitwirken und ihre Lebensbereiche aktiv mitgestalten können.

Zentrale Forderungen für mehr Mitbestimmung von jungen Menschen sind z.B.:

  • den Ausbau von Beteiligungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche,
  • gezielte Einbeziehung junger Menschen bei der Umsetzung der UN Agenda 2030 und der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs),
  • Politische Bildung als eigenes Unterrichtsfach ab der 5. Schulstufe,
  • die Einführung des Wahlrechts für Nicht-StaatsbürgerInnen,
  • die Förderung der außerschulischen Kinder- und Jugendarbeit,
  • Maßnahmen gegen Partizipationshemmer wie Armut und geringe Bildung.

Good Practice-Beispiele

EU-Jugenddialog

Mit dem EU-Jugenddialog soll in Österreich die Dialogkultur und damit die Demokratie langfristig gestärkt werden. Er trägt wesentlich zur Umsetzung der EU Youth Goals bei. Die Koordinierungsstelle für den EU-Jugenddialog ist bei der BJV angesiedelt.
Zwei EU Youth Delegates vertreten die BJV und die österreichische Jugend beim Europäischen Jugendforum und auf EU- sowie Europaratsebene. Weiters nimmt ein UN Youth Delegate an der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York teil. Die BJV ermöglicht so mit ihren Jugenddelegierten-Programmen Partizipation auf europäischer und internationaler Ebene. Beide Programme werden jedes Jahr offen für alle interessierten jungen Menschen ausgeschrieben.

… aus Sicht der Jugendinformation (BÖJI)

Professionelle Jugendinformation fördert als solche die gesellschaftliche und politische Teilhabe von Jugendlichen, denn das Wissen um die eigenen Rechte und Pflichten ist eine der Grundvoraussetzungen für aktive Teilhabe an der Gesellschaft. Den Österreichischen Jugendinformationsstellen ist es darüber hinaus ein zentrales Anliegen, junge Menschen über die bestehenden Beteiligungsmöglichkeiten wie Wahlen, BürgerInnenbeteiligungen und Jugendpartizipationsprojekte, aber auch Projektfördertöpfe in Österreich zu informieren und sie dabei zu unterstützen, diese auch wahrnehmen zu können.

Good Practice-Beispiel

Youth Review 2022

Beim Youth Review, einer im Frühjahr 2022 durchgeführten Online-Umfrage auf dem Jugendportal, wurden junge Menschen dazu eingeladen, ausgewählte Jugendportal-Inhaltstypen sowie Social-Media-Posts zu begutachten und nach vorgegebenen Kriterien wie Design, Usability und Verständlichkeit der Inhalte zu bewerten. Im Rahmen des Youth Reviews fanden außerdem zwei vertiefende Fokusgruppen statt. Jugendliche sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren erhielten die Möglichkeit, konkretes Feedback abzugeben und zu erläutern. Die Rückmeldungen fließen seitdem in die Erstellung des Jugendportal-Contents ein, um bereitgestellte Informationen noch jugendgerechter zu gestalten.

… aus Sicht der Offenen Jugendarbeit (bOJA)

Die Beteiligung junger Menschen ist Grundlage aller Angebote der Offenen Jugendarbeit. Jugendliche NutzerInnen der OJA gestalten die Angebote in den Jugendzentren und der mobilen Jugendarbeit mit und üben sich darin Beteiligungsprozesse zu leben. Sie erfahren ihr Leben als gestaltbar und machen dementsprechende Selbstwirksamkeitserfahrungen. Der Fokus von Offener Jugendarbeit liegt dabei vor allem im Erzielen von Beteiligung sozial marginalisierter Jugendlicher, die wenig Erfahrung mit (politischen) Beteiligungsprozessen haben und deren Ausdrucksformen zu Beteiligung nicht gleich als solche erkannt und bestärkt werden.

Gelingende Beteiligungskultur junger Menschen in der OJA besteht also darin, sowohl im eigenen Bereich Partizipation zu leben als auch im kommunalen/regionalen Kontext Partizipationsprozesse zu initiieren und zu begleiten. Die Fachkräfte der Offenen Jugendarbeit fungieren dabei als Sprachrohr der Anliegen junger Menschen.

Good Practice-Beispiele

bOJA erstellte in den letzten Jahren mehrere Infomaterialien zur Beteiligung sozial marginalisierter Jugendlicher.

Titel der Broschüre mit Schriftzug

… aus Sicht der Österreichischen Nationalagentur (NA)

Partizipation ist eine der vier Prioritäten der Programme Erasmus+ und Europäisches Solidaritätskorps. Ziel ist es, Partizipation junger Menschen auf allen Ebenen zu stärken und zu ermöglichen, dass Jugendliche aktiv am gesellschaftlichen und demokratischen Leben teilhaben können. Partizipation soll sich auch im Projektdesign widerspiegeln: Jugendliche sollen in alle Phasen eines Projekts miteinbezogen werden und bereits ab der Projektplanung mitbestimmen. Partizipation ist zudem ein Kernprinzip des innerhalb internationaler Jugendprojekte verankerten „non-formalen Lernens“. Jugendliche werden durch die Teilnahme an internationalen Jugendprojekten zu Eigen-Initiative und aktiver Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben motiviert.

Die Aktionslinie „Youth Participation Activities“ fördert Partizipations- und Solidaritätsprojekte.

Good Practice-Beispiele

Youth4 Active Society 

Diese EU geförderte Jugendbegegnung fand in Graz statt. Thema dabei war die aktive Teilhabe junger Menschen an europäischer Jugendpolitik und sozialen Entscheidungsprozessen. Der Austausch von Methoden und Praktiken zwischen jungen Menschen und Organisationen aus verschiedenen Teilen Europas standen dabei im Mittelpunkt. Die jungen Teilnehmenden konnten ihre Fähigkeiten und Kapazitäten im Bereich der sozialen Verantwortung und des aktiven Bürgersinns ausbauen.

Colourful Europe – Engage for diversity and democracy

Die Jugendbegegnung hatte das Ziel Jugendliche zu ermutigen, aktiv für Demokratie, Diversität und Inklusion einzutreten und den Teilnehmenden Wissen und Wertehaltungen der EU zu vermitteln. Dazu haben die Jugendlichen mit Expert:innen aus dem Bereich Menschenrechte und Demokratie sowie internationalen Künstler:innen im Bereich Street Art, Musik, Urban Art, Neue Medien und Freestyle in Form von Workshops zusammengearbeitet. Gefördert wurde das Projekt durch Erasmus+.